Reservisten werden in allen Bereichen der Bundeswehr als personelle Verstärkung und als Mittler zwischen den Streitkräften und der Gesellschaft eingesetzt. Zusammen mit seinen 11 Kameraden bildet Oberstleutnant Schütz das Verbindungskommando der Bundeswehr bei der Stadt Koblenz. Sie stellen im Krisen- und Katastrophenfall das Bindeglied zu den zivilen Rettungskräften dar. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres steht nun ein Wechsel in dieser Leitungsposition an.

Auf dem Foto v.l.: OB David Langner, Oberst Stefan Weber, Oberstleutnant Hansjörg Schütz, Bürgermeisterin Ulrike Mohrs und Oberstleutnant d. Res. Udo Güttner.

Aus diesem Grund hatten Oberbürgermeister David Langner und Bürgermeisterin Ulrike Mohrs neben den beiden Reservisten auch Oberst Stefan Weber, den Kommandeur des Landeskommandos Rheinland-Pfalz ins Rathaus eingeladen. In dem Gespräch bedankten sich die Stadtspitzen bei der Bundeswehr und dem Verbindungskommando für die bisher geleistete Arbeit und die gute Zusammenarbeit. Zu den aktuellen Themen zählten etwa die Stadtentwicklung und die Zuwanderung. Hansjörg Schütz wurde für seine Tätigkeit gedankt und für den Ruhestand alles Gute gewünscht. Seinem Nachfolger wurde eine vertrauensvolle Zusammenarbeit versprochen und ebenfalls alles Gute gewünscht.

Nicht der Kampfeinsatz, sondern die Katastrophenhilfe steht bei der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) im Vordergrund. Hier sollte man aber nicht nur an Hochwasser und Sandsäcke denken. Seit 2007 sind diese Reservisten beordert, um vor allem Hilfsleistungen der Bundeswehr bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen im Inland zu koordinieren. Und tatsächlich gab es für das Koblenzer Verbindungskommando bereits „scharfe“ Einsätze. In Koblenz, einer Großstadt an zwei Flüssen, sind es immer wieder die gleichen Probleme: Hochwasser und Munitionsfunde, besonders im Jahr 2011, in dem Koblenz die Bundesgartenschau ausgerichtet hat. In der Vorbereitung auf diese Großveranstaltung mit über drei Millionen Gästen erreichten gleich zwei große Hochwasserwellen im Januar das Deutsche Eck. Zahlreiche Wohngebiete sowie der BUGA-Baustellenbereich wurden überflutet.

Das Verbindungskommando ist in erster Linie Beratungspartner für Hilfsorganisationen und Rettungsdienste, wie beispielsweise der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk oder dem Deutschen Roten Kreuz. Sobald die Gefahr besteht, dass die Kapazitäten der zivilen Seite zur Gefahrenabwehr nicht mehr ausreichen, sind die Kameraden um Oberstleutnant Schütz zur Stelle, um Amtshilfe zu leisten. Dann beurteilen sie die Lage im Hinblick auf Unterstützungs­möglichkeiten der Bundeswehr und beraten entsprechend den Krisenstab. Im Landes­kommando Rheinland-Pfalz in Mainz werden dann solche Anforderungen umgesetzt und die im Stadtgebiet eingesetzten Bundeswehrkräfte durch das lokale Verbindungskommando unterstützt.

Der bisher spannendste Einsatz war Ende November 2011, als bei extremen Niedrigwasser im Rhein eine britische Luftmine mit einem Gesamtgewicht von 1.800 kg gefunden wurde. Der daraus folgende Sicherheitsradius von 1,8 Kilometern führte am 4. Dezember zu einer der größten Evakuierung in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. 45.000 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen; das entspricht 42% der Koblenzer Bevölkerung. Es kam zum Antrag auf Hilfeleistung der Bundeswehr für Lautsprecherwagen sowie Bereitstellungsraum in einer Kaserne für Hunderte Einsatzkräfte und Fahrzeuge. Als besondere Objekte befanden sich im Evakuierungsbereich zwei Krankenhäuser, sieben Altenheime, die Justizvollzugsanstalt und der Hauptbahnhof. Als Verkehrswege waren drei Bundesstraßen, der Rhein als Bundeswasser­straße sowie die links- und rechtsrheinischen Bahnstrecken betroffen.

Die Tätigkeit im Ehrenamt ist für die Reservisten sehr erfüllend und hat daher in ihrem Leben einen hohen Stellenwert. „Alle Mitglieder meines Kommandos sind im Raum Koblenz ansässig“, so Oberstleutnant Schütz. „Es bewährt sich das Konzept, ZMZ ganz in die Hände von Reservisten zu legen. Unter Führung des Landeskommandos Rheinland-Pfalz haben wir als Spezialisten vor Ort eine gute Kenntnis der lokalen Gegebenheiten, und regelmäßige Übungen aktualisieren diesen Wissensstand. Der Tunnelblick, der bei einseitiger Beschäftigung im zivilen Beruf leicht eintreten kann, bleibt den ehrenamtlich eingesetzten Kameraden somit erspart. Wir opfern einen nicht unerheblichen Teil unsere Freizeit, um in unserer Heimatstadt zum Wohl der Bürger etwas zu bewegen.“

Aktuelles Beispiel für ZMZ ist die geleistete Unterstützung der Bundeswehr zur Eindämmung der Coronaviruspandemie. Auch in Koblenz haben Soldatinnen und Soldaten die zivilen Kräfte so lange wie notwendig in Altenpflegeeinrichtungen, in Testzentren, im Telefondienst beim Ordnungsamt, zum Materialtransport im Stadtgebiet oder in der Corona-Ambulanz verstärkt.

Nach über 45 Dienstjahren bei der Bundeswehr wird nun Oberstleutnant Hansjörg Schütz, der im zivilen Beruf Biologie und Chemie am Eichendorff-Gymnasium unterrichtet, die Leitung der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit in der Stadt Koblenz an Oberstleutnant d. Res. Udo Güttner übergeben, dessen Arbeitgeber die Sparkasse Koblenz ist.

(PM Stadt KO)